Suche
Suche Menü

Infothek

In Notfällen kontaktieren Sie bitte die Telefon Nr.: 116117

 

 


 

Meditation deine innere und äußere Welt

 


Grün macht gesund

Das Aufsuchen und Betrachten begrünter natürlicher und künstlicher Umwelten hellt das Gemüt auf, stärkt das Immunsystem und kann Heilung unterstützen.

Patienten erholen sich mit Blick auf Bäume schneller.

Der Architekturprofessor Roger S. Ulrich von der Chalmers Universität in Göteborg/Schweden war einer der ersten, der die heilsame Wirkung von Büschen und Bäumen in einer Studie beschrieb. Bereits vor gut 30 Jahren teilte er Krankenhaus-Patienten, die sich einer Gallenblasen-Operation unterzogen hatten, in zwei Gruppen ein: Die Patienten der einen Gruppe schauten aus ihren Krankenbetten durch das Fenster ins Grüne, die Patienten der anderen Gruppe auf eine Backsteinmauer. Die Patienten, die auf Bäume und Büsche schauten, erholten sich schneller von der Operation. Sie benötigten geringere Dosen an Schmerzmitteln, und die Pflegekräfte attestierten ihnen einen optimistischeren Blick in die Zukunft. Diese Untersuchung und viele Nachfolgestudien begründen heute Konzepte einer Krankenhausarchitektur, die beispielsweise Wert darauf legt, dass Farbe und Beleuchtung das Sonnenlicht simulieren oder dass Patienten durch das Fenster in vielgestaltige Klinikgärten mit Büschen und Bäumen schauen können

Waldbad stärkt das Immunsystem.

Auch architekturpsychologisch gestaltete Zimmer bleiben aber letztlich Krankenzimmer. Um die Wahrscheinlichkeit zu verringern, dort als Patient liegen zu müssen, ist es eine geeignete Strategie, das körpereigene Abwehrsystem zu stärken. Man kann zu Pillen greifen, die einem das versprechen, sich gut ernähren oder den Grundsätzen von Kneipp folgen und sich häufig in frischer Luft bewegen.

So wie beim „Shinrin Yoku“, dem „Waldbaden“, wie es das japanische Forstministerium zu Beginn der 1980er Jahre propagiert hat. Vom Shinrin Yoku erhoffen sich die Japaner eine aroma-therapeutische Wirkung gegen den Alltagsstress und eine Stärkung des Immunsystems. Der japanische Umweltmediziner Qing Li von der Nippon Medical School in Tokio hat 2010 bei Probanden, die sich für drei Tage und zwei Nächte im Wald aufhielten, Parameter des Immunsystems (die Aktivität und die Anzahl der natürlichen Killerzellen und verschiedene Fraktionen von Anti-Krebs-Proteinen) und physiologische Stressreaktionen (Adrenalin) gemessen. Erfasst wurden die Werte vor, während und direkt nach sowie erneut sieben und noch einmal 30 Tage, nachdem die Besucher das „Waldbad“ wieder verlassen hatten. Der Immunstatus war bei den Probanden direkt im Anschluss an den Waldaufenthalt und sogar noch einen Monat später gestärkt, und der Stresspegel hatte sich verringert.

Vielleicht lag es daran, dass die Waldbadenden drei Tage lang ihrem Alltag entfliehen konnten und sich gedanklich mit anderen Dingen befassten? Um das zu prüfen, verglich die Arbeitsgruppe die Wirkungen des Waldbades mit einem Städtetrip. Die Ergebnisse für den Waldbesuch waren auch hier günstiger. Also war es nicht der Ausflug an sich, der wirkte, sondern der Wald bedingte den Effekt. Aber was genau wirkt da?

Substanzen aus Bäumen reduzieren Stresshormone. Qing Li und sein Forschungsteam versuchten die immunstärkenden und stressreduzierenden Wirkungen des „Waldbads“ physiologisch zu erklären. Im Fokus hatten sie Terpene (Limonene und Pinene). Das sind chemische Substanzen, mit denen Pflanzen sich gegen Schädlinge wehren oder bestäubende Insekten anlocken. Li und Kollegen baten zwei Gruppen von Probanden für ein Experiment in ein Hotel. Die eine Gruppe bewohnte drei Tage lang Zimmer, deren Luft mit den Terpenen angereichert war. Die Menschen der anderen Gruppe atmeten die übliche Hotelluft. Und tatsächlich: Die künstlich mit Waldluft angereicherte Umgebung reduzierte die Ausschüttung von Stresshormonen und steigerte die Anzahl von natürlichen Killerzellen.

Der Waldaufenthalt wirkt nicht nur in Japan positiv. Eine Studie einer Arbeitsgruppe um die Psychologen Simone Kühn und Ulman Lindenberger vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung fand heraus, dass das Wohnen in der Nähe eines Waldes mit einer besseren Hirngesundheit einhergeht. Teilgenommen hatten 340 Menschen der Berliner Altersstudie (älter als 61 Jahre), die seit mehr als zehn Jahren regelmäßig untersucht werden. Bei den am Waldrand wohnenden Berlinerinnen und Berlinern war die Struktur des Mandelkerns im Gehirn (Amygdala) besser intakt als bei jenen, die weiter vom Wald entfernt wohnten. Die Amygdala ist entscheidend am Stresserleben und an Reaktionen von Gefahren beteiligt. Wenn sie intakt ist, können Menschen besser mit Stress umgehen.

Aus:
Grün macht gesund
Präventionsexperte Prof. Dr. Wolfgang Schlicht fasst zusammen, warum eine grüne Umgebung gut für die Gesundheit ist.
https://www.gg-digital.de